Christina Bussmann Otte ist die Gründerin des nachhaltigen Taschelabels Maravillas Bags, welches nachhaltige Taschen aus Leder und vegane Taschen aus Ananas herstellt. Im Interview mit dem Fair Fashion Blog hat sie sechs Fragen beantwortet.
Wieso hast du dich dazu entschieden nachhaltige Taschen herzustellen?
Ich habe schon als Modestudentin meine klare Position gegen Massenware und für Individualität und eigenen Stil ausgebildet. Heute wissen wir, welch verheerendes Ausmaß die Produktion von Fast Fashion angenommen hat. Ausbeutung von Umwelt und Menschen, die für die schnellen Kollektionswechsel der großen Modeketten arbeiten, sind nicht mehr zu leugnen. Die Gründung der nachhaltigen Marke Maravillas Bags, die nun schon in ihr viertes erfolgreiches Jahr geht, war für mich nur folgerichtig. Nicht nur mir, sondern auch meinen Kundinnen und Kunden sind fair bezahlte Arbeiter und ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck wichtig. Dazu kommt, dass Umweltfreundlichkeit und Fairness inzwischen dem Zeitgeist entsprechen.
Die Ledertaschen bestehen aus sogenanntem „Eco Leather“. Was bedeutet das genau?
Wir vernuten für unsere Eco-Letaler Kollektion pflanzlich gegerbtes Leder. Das ist die Bezeichnung für vorwiegend mit Eichen- und Fichtenrinde, aber auch z.B. Olivenblätter, Rhababerwurzel, in der Grube gegerbtes Leder. Der Gerbstoff ist dann immer ein Pflanzengerbstoff. Wirkstoff in der pflanzlichen Gerbung sind die Tannine als Polyphenole der Gallussäure. Diese werden von den Pflanzen eingelagert, um Fressfeinde fernzuhalten, deren Verdauung durch Tanninaufnahme negativ beeinflußt wird. Das ist die Herkömmliche Art der Kerbung, die schon seit Jahrtausenden angewendet wird.
Die heutige Lederindustrie verwendet jedoch in der Regel verschiedene Chromarten zur Gerbung, die zum Teil sehr schädlich sind für Mensch und Umwelt. Dem wollten wir mit dem pflanzlich geregten Leder etwas dagegen setzen. Die von uns entworfenen Modelle werden aus pflanzlich gegerbtem Leder hergestellt, dass wir aus Europa beziehen. Die Fabriken der Lederhersteller konnten wir uns anschauen und wissen, dass hier, anders als bei Leder aus Drittwelt- und Schwellenländern, Auflagen für Umwelt und Mensch erfüllt und kontrolliert werden müssen.
Und wie bist du auf die Idee gekommen, vegane Taschen aus Piñatex, also Ananas, herzustellen?
Mich hat das Material, wegen seiner unglaublich tollen Nachhaltigkeit, so begeistert. Hier wird ein Abfallprodukt verwendet um daraus Neues zu erschaffen. Ein aus Fasern der Ananasblätter gefertigtes Material, in England entwickelt, in Spanien und auf den Philippinen produziert. Ein nachhaltig produzierter Stoff, der vegan orientierte Menschen und Tierliebhaber gleichermaßen begeistert. Dieses Material nutzt nicht die Frucht, sondern die Abfallprodukte der Ananas Ernte und ist damit an Nachhaltigkeit kaum zu übertreffen. Es hat Lederähnliche Eigenschaften, ist atmungsaktiv, wasserabweisend, widerstandsfähig, leicht und farbecht.
Wo werden die Taschen hergestellt?
Wir arbeiten hier mit Menschen aus der Region (Mallorca) zusammen, die einschlägige Erfahrung in der Taschenproduktion haben und vermeiden auf diese Weise lange Transportwege und bleiben transparent in unseren Arbeitsschritten. Größere Aufträge werden an andere Ateliers in der Region abgegeben, so dass wir eine vertrauensvolle Beziehung zu unseren Produzenten aufbauen können. Locally produced = zero emission.
Werden neben Leder bzw. Piñatex noch weitere Materialien für die Taschen verwendet?
Ab Mai werden wir zusätzlich Taschen aus Bast anbietern, die hier vor Ort von mallorquinischen Handwerkern geflochten werden. Ein perfektes Produkt für den Strand oder auch um damit auf Märkten einkaufen zu gehen und ausserdem passt es gut in unser Konzept: local produced, fair, sustainable, craftsmenship, schön.
Ist Nachhaltigkeit ein Thema, dass dich über Mode hinaus beschäftigt?
Auf jeden Fall, ich finde, jeder ist in der Verantwortung!
Fotos: © Maravillas Bags
Sehr richtig. Jeder MUSS ins TUEN kommen. Und, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, muss noch viel getan werden.