Jan Thelen und Robert Diekmann sind die Gründer des nachhaltigen Fair Fashion Labels recolution, welches faire und nachhaltige Mode für Frauen und Männer herstellt. Im Interview mit dem Fair Fashion Blog haben sie sechs Fragen beantwortet.
Wieso habt ihr euch dazu entschieden Fair Fashion statt herkömmliche Mode herzustellen?
Wir wollten der Fast Fashion Industrie zeigen, dass es auch anders geht und man urbane, stylische Mode nachhaltig herstellen kann. Nachhaltiges Handeln bedeutet ökologisch, wirtschaftlich, sozial. Fair Fashion ist unser Beitrag zu einem globalen Bewusstsein und einer zukunftsfähigen Entwicklung unseres Planeten. Wir übernehmen damit Verantwortung für gegenwärtige und zukünftige Generationen. Seit 2010 dürfen wir mit recolution das machen, was unsere Leidenschaft und ethischen Grundsätze vereint: lässige Streetwear mit grünem Gewissen.
Wie seid ihr auf den Namen „recolution“ gekommen? Steht er für etwas bestimmtes?
„eco“ und „revolution“ – ein Buchstabe macht bei uns den Unterschied! „recolution“ ist unsere eigene Wortschöpfung und setzt sich zusammen aus den organischen Wurzeln unserer Styles und der Grundidee der Revolution, die bestehenden Zustände zu verbessern.
Eure Kleidung ist komplett vegan. Ist Tierschutz ein wichtiges Thema für euch?
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, Mode aus pflanzlichen Rohstoffen herzustellen. Kein Tier soll für unsere Klamotten leiden müssen. Alternativen gibt es genug. Wir verzichten nicht nur auf Wolle und Leder, sondern verwenden auch bei Accessoires wie Knöpfen, die oft aus Perlmutt oder Horn gefertigt werden, tierleidfreies recyceltes PET.
Unser Respekt vor Tier, Mensch und Natur geht über den Verzicht tierischer Produkte hinaus. Wir sind GOTS zertifiziert und vom Peta Approved Vegan Label ausgezeichnet. GOTS garantiert eine ökologische Rohstoffgewinnung und nachhaltige Produktion. Der Bioanbau von Baumwolle hält das natürliche Ökosystem aufrecht. Da weder Chemikalien noch genverändertes Saatgut zum Einsatz kommen, werden diese auch nicht in die Natur getragen, Tiere und Menschen also nicht gefährdet. Die Kombi GOTS und Peta ergänzt sich sehr gut, sodass wir zu 100% sagen können, dass wir fair, bio und vegan sind.
Welche Materialien werden für eure Kleidungsstücke verwendet?
Der überwiegende Teil unserer Kollektion besteht aus 100% Biobaumwolle. Biobaumwolle ist aber nicht gleich Bio-Mode. Da der Rohstoff bei der Herstellung von Kleidung eben nur der Anfang ist, besitzt das Siegel „Biobaumwolle“ keine Aussagekraft über eine komplett ökologisch und sozial verträgliche Produktion. Das heißt, ein T-Shirt, das aus biologischer Baumwolle hergestellt wurde, ist nicht zwingend auch ein Bio-Shirt. Nachhaltige Textilproduktion bedeutet auch soziale Standards, Arbeitsschutz und ökologische Produktionsrichtlinien, ohne Chemie und mit geringem Energie- und Wasserverbrauch. Das alles garantiert das GOTS-Siegel, das sich auf unseren Klamotten befindet.
Für einen Teil unserer Sommerkollektion verwenden wir Tencel. Das besteht aus der Zellulosefaser Lyocell, die aus nachhaltig geforstetem Eukalyptusholz gewonnen wird. Die Faserherstellung ist besonders umweltfreundlich, da der Herstellungsprozess ein geschlossener Kreislauf ist und die Bäume keine künstliche Bewässerung oder Pestizide zu ihrem Wachstum benötigen. Unsere Tencel Teile sind Allroundtalente, die sich weich wie Seide anfühlen, atmungsaktiv sind und einen besonders hohen Tragekomfort bieten.
Und wo wird die Kleidung hergestellt?
Wir vermeiden lange Transportwege durch die Produktion in Litauen, Portugal und der Türkei. Dort läuft alles so lokal wie möglich: vom Anbau der Biobaumwolle über die Stoffherstellung bis hin zur Fertigung unserer Kleidungsstücke. Bei der Produktion in Portugal kommen unsere Kurzwaren wie z.B. Knöpfe und Reißverschlüsse sowie Hangtags aus derselben Region, in der auch die Produktionsstätte liegt. Wir möchten die Wertschöpfungskette im Ursprungsland belassen und die Umweltbelastung minimieren. Außerdem legen wir Wert auf den persönlichen Kontakt zu unseren Produzenten und besuchen diese zu jeder einzelnen Kollektion, um uns vor Ort selbst ein Bild machen zu können.
Am 25.8. fand der sogenannte Junk ’n‘ Run statt. Könnt ihr ein wenig mehr darüber erzählen?
Der Junk’n’Run war unser allererstes Plogging Event. Plogging kommt aus Schweden und verbindet Joggen mit Müllsammeln. Wir wollten damit aufmerksam machen auf die zunehmende Vermüllung der Städte und das globale Plastikproblem. Denn alles, was wir achtlos wegwerfen, landet früher oder später in Gewässern oder der Kanalisation und gelangt so in die Meere, wo es eine unmittelbare Gefahr für Tiere und als Teil der Nahrungskette auch eine Gefährdung für uns Menschen darstellt.
Unter dem Motto „Clean up your City“ haben wir also auf drei unterschiedlichen Strecken rund ums Hamburger Schanzenviertel geploggt, was Knie und Oberschenkel hergaben. Satte 220 kg Müll wurden eingesackt und der Stadtreinigung übergeben. Trotz besten Hamburger Schietwetters ein gelungenes Event, bei dem wir viele fleißige Plogger, Passanten und Presse für das Thema Müllvermeidung sensibilisiert haben.
Fotos: © recolution