Michael Spitzbarth ist der Gründer des nachhaltigen Fair Fashion Labels bleed, welches faire und nachhaltige Mode für Frauen, Männer und Kinder herstellt. Im Interview mit dem Fair Fashion Blog hat er sieben Fragen beantwortet.
Wieso hast du dich dazu entschieden Fair Fashion statt herkömmliche Mode herzustellen?
bleed wurde 2008 von mir gegründet. Nach meinem Studienabschluss im Fachbereich Design habe ich mich auf die Suche nach einem Job gemacht. Ich habe nach einem Unternehmen gesucht, dass zu meiner Einstellung passt und nachhaltige Produkte mit Funktion produziert. Ich wollte gerne in der Sportbekleidungsbranche arbeiten, aber es war unmöglich dort einen Job mit meinen Ansprüchen zu finden. Also bin ich auf die Idee gekommen, etwas Eigenes zu machen. Zunächst wollte ich einfach „nur“ umweltfreundliche Alltags- und Sportmode entwickeln, die nicht langweilig ist und komplett nachhaltig produziert wird. Das beinhaltet Funktionalität und Transparenz durch die komplette Produktionskette und faire Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten. So wurde bleed 2008 als 1-Mann-Betrieb gegründet.
In der Vergangenheit habe ich einige negative Erfahrungen in der konventionellen Textilindustrie gemacht. Ich bin recht sportlich, liebe es zu skaten und zu surfen. Die Natur ist mein Spielplatz. Und das ist auch der Grund, warum es mir und meinem Team wichtig ist, dass dieser Spielplatz geschützt wird. Wir werden täglich direkt mit der Notwendigkeit konfrontiert, uns für eine saubere Umwelt einzusetzen. Wir wissen, dass wir nicht die Welt verändern können, aber wir können einen kleinen Teil dazu beitragen, das Bewusstsein der Leute für die Konsequenzen ihres Handelns zu wecken. Wir möchten ein positives Beispiel dafür sein, dass es mit viel Herzblut und Spaß an der Sache als kleines Unternehmen ohne Investoren möglich ist, coole Produkte herzustellen, die den Unterschied machen.
Wie bist du auf den Namen „bleed“ gekommen? Steht er für etwas bestimmtes?
Der Name bleed soll das „Ausbluten der Natur“ darstellen. Indem wir Alternativen anbieten, gehen wir dagegen vor. Wir wollen unseren Lebensraum und Lieblingsspielplatz schützen, deshalb auch der Slogan „We bleed for nature!“. Ich habe bei der Gründung damals gezielt einen progressiven Namen gewählt, um mich mit der Marke bewusst von anderen öko-fairen Anbietern zu unterscheiden.
Eure Kleidung ist komplett vegan. Ist Tierschutz ein wichtiges Thema für euch?
Eine Industrie bei der Lebewesen unsäglichen Qualen unterliegen oder gar mit dem Leben bezahlen müssen, können wir einfach nicht unterstützen. Deswegen versuchen wir mit unseren Produkten dagegen zu steuern und zu zeigen, dass es auch anders geht! Aus diesem Grund haben wir sämtliche tierische Bestandteile kategorisch ausgeschlossen. Tierschutz ist also ein wichtiges Thema für uns. Wir möchten nicht dass Tiere für unseren Lebensstil leiden müssen.
Welche Materialien werden für eure Kleidungsstücke verwendet?
Wir verwenden ganz unterschiedliche, spannende Materialien für unsere Kleidungsstücke. Neben Biobaumwolle verwenden wir auch Hanf und Leinen, Materialien, die lange Zeit fast ganz vom textilen Kleidungsmarkt verschwunden waren, aber mit tollen Eigenschaften überzeugen. Außerdem verwenden wir auch Kapok, ebenfalls eine natürliche Pflanzenfaser mit funktionalen Eigenschaften. Seit 8 Jahren arbeiten wir mit Kork für Patches und Accessoires. 2016 haben wir sogar eine vegane Lederjacke aus Kork produziert. Eine weitere vegane Alternative für Accessoires, die wir nutzen, ist Jacroki, ein Material dass aus Altpapier und Latex hergestellt wird. Für unsere Funktionsjacken verwenden wir 100% recyceltes und recycelbares Polyester, dass komplett schadstofffrei und ohne Giftstoffe wie PFCs und PTFEs in Membran und Imprägnierung produziert wird. Für unsere Bademode verwenden wir ein Material namens Econyl, dass aus recycelten Fischernetzen und Verschnittresten aus der Teppichindustrie gewonnen wird.
Und wo wird die Kleidung hergestellt?
Wir produzieren hauptsächlich in Portugal und Polen aber auch in China. Prozentual teilt sich das folgendermaßen auf: 75% Portugal, 9% Polen, 4% Kroatien und 12% China. Die Zahlen beziehen sich auf die jährlich produzierten Produkte, bildet also einen Durchschnittswert aus Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter Kollektionen. Wir kennen alle unsere Produktionen und Produktionsleiter persönlich und sind selbst oder mit Vertretungen mehrmals jährlich vor Ort. Dabei arbeiten wir vorrangig mit kleinen, familienbetriebenen Unternehmen zusammen.
Ihr habt bereits mit Peta, der Surfrider Foundation Europe und mit Liquid Surf zusammenarbeit. Wie kam es zu den Kooperationen?
Einer unserer wichtigsten Kooperationspartner war von Anfang an und ist immer noch Peta. Unser Engagement im Tierschutz geht einher mit den Aktivitäten von Peta und so hat sich über die Jahre aus einer Kooperation eine echte Freundschaft entwickelt.
Aber auch im Sportbereich pflegen wir weitere Koops, wie z.B. mit Liquid Surf, einem Surfcamp in Spanien, dass von einem unserer Teamrider gegründet wurde und sich auch mit unserem Verständnis für unseren Planeten deckt. Hier haben wir mit den Surflehrern ein Testcenter für unsere neue Econyl-Surfkollektion gestartet, um direkt Feedback von erfahrenen Sportlern für unsere Produkte zu bekommen.
Auch mit der Surfrider Foundation Europe arbeiten wir schon seit längerer Zeit zusammen. Das ergänzt sich einfach super, weil wir beide die Liebe zum Meer teilen. Für die Surfrider Foundation haben wir erst kürzlich wieder ein Kooperations-T-Shirt produziert.
Im Dezember planen wir eine neue Kooperation mit POW – Protect Our Winters. Eine tolle Organisation die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Aufklärungsarbeit zum Klimawandel zu machen und das auf eine sehr, sehr coole Art und Weise. Es ist toll mit Personen und Organisationen zusammenzuarbeiten, die die selben Interessen verfolgen. Zusammen kann man einfach viel mehr bewegen.
Kannst du ein wenig mehr über eure Bademodenkollektion aus Econyl erzählen?
Seit 2016 gibt es bei bleed eine Bademodenkollektion. Damals haben wir nach einem nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Garn gesucht, dass sich für Bade- und Surfprodukte eignet. Gefunden haben wir Econyl. Neben dem angenehm weichen Griff und der tollen Elastizität hat dieses Material auch einen wichtigen Nebeneffekt für die Umwelt. Immer mehr Plastikmüll schwimmt im Meer. Für die Herstellung des Econylgarns werden alte Fischernetze und Müll aus dem Mittelmeer und Produktionsreste aus der Teppichindustrie gesammelt, sortiert, gereinigt und in Italien und Slowenien wieder aufbereitet. Dadurch wird nicht nur das Meer entlastet, sondern auch Energie und natürlich Rohstoffe eingespart. Mittlerweile können wir eine Kollektion bestehend aus Bikinis und Badehosen anbieten, nächstes Jahr (SS19) wird es für Ladies auch Leggins, Sport BHs und Badeanzüge aus dem Material geben.
Fotos: © bleed