Lukas Puender und Philipp Mayer sind die Gründer des nachhaltigen Schuhlabels Cano, welches Lederschuhe unter fairen Bedingungen herstellt. Im Interview mit dem Fair Fashion Blog hat Lukas Puender fünf Fragen beantwortet.
Wieso habt ihr euch dazu entschieden, nachhaltige Lederschuhe herzustellen?
Philipp und ich lieben Mexiko. Es ist ein wunderschönes Land mit einer tollen Kultur. Während unserer Zeit in Mexiko haben wir viel über die dortigen Traditionen gelernt, darunter auch ihre Handwerkskunst. Dabei ist uns vor allem der Huarache aufgefallen, eine Sandale, die dort seit Jahrhunderten in Handarbeit hergestellt wird und in vielen Regionen Mexikos zu finden ist.
Begeistert von dem Design aber auch der Handwerkskunst hinter dem Huarache, wollten wir mehr über diesen einzigartigen und eng mit der Kultur verbundenen Schuh lernen. Von der Historie und dem Ursprung des Huaraches bis hin zur feinen Handarbeit in seiner Herstellung haben wir alles über den Schuh gelernt. Besonders waren wir von der Hingabe der Artisans begeistert, die die Schuhe auf traditionelle Art herstellen, so wie Sie es von Ihren Eltern und Großeltern beigebracht bekommen haben. Handarbeit, die in der heutigen welt der Fast Fashion nur noch selten zu finden ist. Als wir dann zurück nach Deutschland gekommen sind, verging kein Tag ohne mit dem Gedanken zu spielen diesen außergewöhnlichen Schuh nach Europa zu bringen. Ende 2016 haben wir uns dann dazu entschieden den Schritt zu wagen – der Beginn von Cano.
Wo werden die Schuhe hergestellt?
Jeder Produktionsschritt unserer Schuhe findet in Mexiko statt. Angefangen von der Gerbung des Leders bis hin zur Flechtung unserer Huaraches. Um die Artisans in Mexiko finden zu können, die sowohl unseren qualitativen Ansprüchen gerecht werden konnten als auch für unsere Designwünsche offen waren, mussten wir allerdings für mehrere Wochen durch Mexiko reisen. Fündig wurden wir einer kleinen Stadt im Staat Michoacán in Zentralmexiko. Mit diesen arbeiten wir eng zusammen, um neue Modelle zu designen und weitere Schritte in der Produktion zu planen.
In dieser Kleinstadt arbeiten wir mit einer kleinen Werkstatt zusammen, in der das Leder zurecht geschnitten wird, ehe es zu unseren „Tejedoras“ nach Hause gebracht wird. In ihren Wohnzimmern, Küchen oder auch auf der Terrasse flechten unsere Artisans dann unsere Huaraches in feinster Handarbeit. Da die meisten unserer Artisans Frauen sind und sich um ihre Kinder kümmern müssen, bietet diese Arbeit ihnen die Möglichkeit beides miteinander zu vereinen.
Woher stammt das verwendete Leder?
Die Rinder, von denen unser Leder stammt, kommen von großen weitläufigen Ranches in den Staaten Michoacán, Jalisco und Colima. Wir legen hierbei besonderen Wert darauf, dass das Leder ausschließlich von regionalen Tieren stammt. Das Leder wird nach traditioneller Art pflanzlich gegerbt und verzichtet somit komplett auf chemische Gerbstoffe, die die Umwelt belasten können. Es wird über Wochen aufwendig gegerbt und für mehrere Tage an der Luft getrocknet, um höchste Qualität gewehrleisten zu können.
Wird es neben Loafern und Sandalen noch weitere Schuhmodelle geben?
Unsere momentanen Modelle sind voll auf den Sommer ausgerichtet. Vor allem in unseren neuen Sommermodellen, die gerade in unserer Kickstarter Kampagne vorverkauft werden, sind wir noch farbenfroher und ausgefallener geworden und haben damit unsere Kollektion erweitert. Durchgängig arbeiten wir mit unseren Artisans an neuen Modellen und Ideen. Momentan planen wir bereits zwei weitere Modelle für den Winter. Wärmer natürlich aber trotzdem mit den Stilelementen des Huarache. Wir glauben, dass sie toll zu den anderen Modellen passen werden.
Ist Nachhaltigkeit ein Thema, dass euch über Mode hinaus beschäftigt?
Wir sind davon überzeugt, dass es nicht ausreicht nachhaltig zu sein, wenn es einem passt. Nachhaltigkeit ist eine Einstellung, die nicht nur für Kleidung gilt, sondern für alles andere auch – Essen, Fortbewegung, Recycling usw. gehören alle dazu und sind somit ebenfalls wichtig für uns! Darüber hinaus bedeutet für uns Nachhaltigkeit nicht gleich Umweltfreundlichkeit. Für uns ist es wichtig sich um seine Mitmenschen zu kümmern und sich gegenseitig zu unterstützen wo es nur geht. Gerade dieser Punkt war für uns einer der wichtigsten Beweggründe für Cano.
Fotos: © Cano