Marcus Kraft ist der Gründer des nachhaltigen Fair Fashion Labels Manitober, welches faire und nachhaltige Kinderkleidung herstellt. Im Interview mit dem Fair Fashion Blog hat er sieben Fragen beantwortet.
Wieso hast du dich dazu entschieden faire und nachhaltige, statt herkömmliche, Kinderkleidung herzustellen?
Je mehr man sich mit der Herstellung von Bekleidung auseinandersetzt, desto mehr bekommt man ein Verständnis dafür, was ihre Produktion für Auswirkungen auf die Umwelt hat. Für mich kam daher nur in Frage Bekleidung selbst anzubieten, die ich auch vertreten kann und das bedeutet für mich nachhaltig und fair.
Wie bist du auf den Namen „Manitober“ gekommen? Hat er eine besondere Bedeutung?
Ich habe mit meinem Sohn eine Doku über die kanadische Wildnis geguckt. Es ging vor allem um die Provinz Manitoba. Der Name blieb zu der Zeit irgendwie in meinem Kopf. Außerdem fand ich, das Verb „toben“ beschreibt perfekt das Kindsein. Zusammen genommen kam dann irgendwie Manitober heraus – und ist geblieben.
Manitober steht für bunte Unisex-Mode für Kinder. Was bedeutet das genau und warum ist das ein wichtiges Thema für dich?
Kleider machen Leute sagt man ja so schön. Ich finde es total schade, dass Kinder schon bei der Kleidung eine so starke binäre Vorprägung erfahren mit augenscheinlichen „Jungenfarben“ oder „Mädchenfarben“. Ich möchte gerne, dass Kinder sich frei entfalten und selbst entscheiden können, wer sie sind und werden wollen. Ich sehe es in unserer Verantwortung als Erwachsene. Und da spielt die geschlechterneutrale Bekleidung für mich eine große Rolle.
Was sind die größten Unterschiede im Design und in der Herstellung von Kinderbekleidung im Vergleich zu Kleidung für Erwachsene?
Tatsächlich gibt es nicht allzu viele Unterschiede und ich versuche auch nicht allzu viele Unterschiede zuzulassen. Bei den Kids gibt es ein paar Details zu beachten, was Normen für z.B. Kordeln betrifft. Kinderbekleidung kann in den Augen vieler auch etwas bunter sein, das versuche ich tatsächlich dann zu den Erwachsenen hinüber zu retten. Die Grenze zwischen Kinderbekleidung und Mode für Erwachsene ist beim Übergang der größeren Größen auch sehr fließend, was ich ganz schön finde. Ich glaube, deshalb sind die Sachen auch so beliebt, weil sie tatsächlich die Unbeschwertheit der Kindersachen einfach in „groß“ transportieren.
Welche Materialien werden für die Kleidungsstücke verwendet und wo wird die Kleidung hergestellt?
Wir arbeiten überwiegend mit Bio-Baumwolle und Wollwalk (seit neustem GOTS-zertifiziert). Grundsätzlich sind wir aber auch anderen Materialien gegenüber immer offen, sofern dies einen nachhaltigen Nutzen hat, wie zum Beispiel bei übrig gebliebenen Stoffen, auf die wir stoßen. Eine Weiternutzung dieser Materialien und die volle Ausschöpfung der gebrauchten Ressourcen ist uns wichtig, daher bieten wir auch Produkte aus recycelter Wolle an. Wie gesagt, die volle Ausschöpfung der verbrauchten Ressourcen ist ein wichtiger Grundpfeiler unserer Idee. Daher auch unser Rücknahmekonzept: Wir nehmen von uns getragene Ware wieder an, bereiten sie neu auf und bieten sie als recycelte Ware günstiger wieder an.
Hergestellt wird unsere Kleidung in Portugal. Dort arbeiten wir mit einer Manufaktur zusammen, die wir seit vielen Jahren kennen und die unser vollstes Vertrauen verdient hat. Im Rahmen der Fair Fashion Week haben wir diese etwas genauer vorgestellt. Wer Lust hat kann das in unserem Blogbeitrag nachlesen.
Es gibt neben Kinderkleidung bei Manitober auch ausgewählte Kleidungsstücke für Erwachsene. Soll das Sortiment weiter ausgebaut werden?
Ursprünglich war es geplant nur einzelne Stücke auch für Erwachsene anzubieten. Wir sind etwas überrascht wie groß die Nachfrage bei diesen Teilen ist. Nach wie vor liegt unser Hauptaugenmerk derzeit noch auf der Kinderbekleidung, dennoch möchten wir in Zukunft auch gerne noch etwas mehr für Erwachsene anbieten.
Und was hat es mit dem Manitober Sponsoring-Programm „Superparents“ auf sich?
Superparents ist eine Art Markenbotschafter-Programm, mit dem wir durch Hilfe von anderen Eltern unsere Vorstellung von einer nachhaltigeren Lebensweise bekannter und relevanter machen möchten. Interessierte bekommen, sofern sie möchten, eine kleine Auswahl an Kleidung von uns und dürfen diese testen und uns konstruktives Feedback geben. Rückmeldung von Eltern und ihren Kindern zu erhalten ist total wertvoll für uns. Superparents versorgen uns auch regelmäßig mit Bildmaterial, das wir verwenden dürfen, um auf uns aufmerksam zu machen. Sobald man ein Superparent ist, ist man auch Teil eines engeren Kreises, der ab und zu kleine Vorteile und Rabatte erhält.
Bildquellen: © Johannes Semm, Melina Mörsdorf